Open Office zu nah am Feindbild
"Das ist schrecklich. Dieser Schritt ist 180 Grad von der richtigen Richtung entfernt", schreibt ein Nutzer unter dem Pseudonym Mikhail. "Hässlich", findet Andres Bracho. "Zur Hölle, nein!", kommentiert Animaniac. Die Aufregung ist groß unter den Anwendern des kostenfreien Bürosoftwarepakets Open Office. Vor Kurzem hatte Sun Microsystems als wichtigster Unterstützer der Open-Source-Initiative erste Bilder einer geplanten neuen Benutzeroberfläche veröffentlicht. Nun hagelt es massenhaft Kritik im Sun-Blog.

Das PC-Programm Open Office ist der bedeutsamste Herausforderer für Microsofts Bürosoftware Office. Weil das Programm kostenfrei aus dem Internet geladen werden kann, ist der Marktanteil schwer abschätzbar. Experten gehen von vielleicht fünf bis zehn Prozent aus. Beim Umsatz mit Office-Programmen dominiert Microsoft den Markt mit rund 95 Prozent.

In vielen Teilen lehnt sich Open Office an Microsoft an. So gibt es eine Textverarbeitung, Tabellenkalkulation sowie ein Präsentationsprogramm. Auch die Benutzeroberfläche folgte lange dem Beispiel des Marktführers. Mit Office 2007 hat Microsoft jedoch eine neue Oberfläche eingeführt. Die Ribbon genannte Multifunktionsleiste ändert sich abhängig vom gewählten Menü. So werden beim Einfügen andere Symbole angezeigt als bei Bearbeitung des Seitenlayouts.


"Schlechteste Erfindung überhaupt"

Nun überarbeitet auch das Open-Office-Team die Benutzeroberfläche. Seit Ende 2008 macht sich das Projekt Renaissance Gedanken über die Neugestaltung. Anfang August veröffentlichten die Entwickler erste Entwürfe einer möglichen Version, die sich an Microsofts Ribbon-Konzept orientieren. Die Anwender laufen Sturm.

"Das Ribbon ist Mist, es ist die schlechteste Erfindung bei Benutzeroberflächen überhaupt", kritisiert David. Und Vyacheslav warnt: Solange man nicht zwischen der normalen Oberfläche und dem Ribbon wählen könne, solle das nicht eingebaut werden. "Bitte lasst den Schwachsinn", schreibt Paco9 im Diskussionsforum des renommierten IT-Tickers Heise Online.

Positive Kommentare sind in der Minderheit. Für Otto Normaluser seien Ribbons "eine echte Erleichterung", findet etwa Waldgeist. Vielleicht tröstet es die Open-Office-Entwickler ja, dass Microsofts Ribbon bei der Einführung seinerzeit ebenfalls heftig kritisiert wurde. Hauptkritikpunkt: Der hohe Schulungsaufwand für Anwender in Unternehmen.

Die Open-Office-Entwickler rudern nun zurück: Die Entwürfe seien nur erste Gedankenspiele, erklärt ein Sprecher. Das Ergebnis hänge auch maßgeblich von der Akzeptanz durch die Benutzer ab. Die könnten sich natürlich einbringen - ganz im Sinne des Open-Source-Gedankens. Das fordert auch Ravenbird: "Bitte nicht nur jammern, sondern beteiligen!"

Aus der FTD vom 17.08.2009
© 2009 Financial Times Deutschland
 
Keine Kommentare vorhanden.
Kommentar schreiben
Bitte einloggen um einen Kommentar zu schreiben.
 
Bewertungen
Bewertungen sind nur für Mitglieder möglich.

Bitte einloggen oder registrieren.

Keine Bewertungen abgegeben.